Ich könnte immer so kotzen, wenn Handarbeiten erst als cool gelten, wenn es Männer tun. Und die werden erst mal jahrelang dafür belächelt.
— Lotti Katzkowski (@LottiKatzkowski) 24. Februar 2015
Versteht mich nicht falsch, ich finde es toll, wenn Männer unser Hobby fröhnen. Ich bin generell Pro-Unisex und jeder Mann, der mitstricken/nähen/häkeln/sticken will ist herzlich willkommen. Da wird niemand ausgeschlossen, nur weil er ein Mann ist.
Mir ist es scheißegal, ob Männer dasselbe Hobby haben. Ich fühle mich auch so in unserer Flauschecke wohl. Sollense machen oder auch nicht.
— Lotti Katzkowski (@LottiKatzkowski) 24. Februar 2015
Was mich aber so stört, ist dass unser Hobby keinen besonders tollen gesellschaftlichen Stellenwert hat. Natürlich finden viele aus unserem Umfeld toll, was wir so machen, aber es gibt ja durchaus auch andere Stimmen. Viele Bloggerinnen berichteten schon über ihre Erfahrungen diesbezüglich und ich will auf einzelne Erfahrungen gar nicht eingehen. Es ist das Gesamtbild, dass mich stört.
Es ist doch nun mal so, dass wirklich alles, was der Frauenecke zugeschoben wird, in unserer Gesellschaft keinen angesehenen Stellenwert hat. Das geht mit Frauenzeitschriften (die ja wirklich meist scheiße sind) los über Erziehung, Pflege, Hausarbeit, Kosmetik bis hin zu unserem Hobby. Ihr denkt jetzt bestimmt, ach das ist gar nicht so. Ich sage euch, vergleicht das einfach mal gedanklich mit typisch "männlichen" Tätigkeiten. Was hat dann in eurem Kopf den höheren Stellenwert?
Natürlich haben wir uns das so nicht ausgesucht. Ich hab keinen Bock auf Hausarbeit und immer schön sein müssen und erst recht nicht auf Frauenzeitschriften, die einer immer vorhält, sie sei nicht schön, schlank oder willig genug. Sowas braucht kein Mensch.
Worauf will ich hinaus?
Generell wäre es aber toll, wenn Männer handarbeiten dürfen ohne dass gleich an ihrer Männlichkeit gezweifelt wird.
— Lotti Katzkowski (@LottiKatzkowski) 24. Februar 2015
Achja. Alles was typisch Frauen zugeschoben wird, dürfen Männer nicht machen ohne dass an ihrer Männlichkeit gezweifelt wird. Jungs dürfen kein rosa Kleid anziehen ohne dass sie gleich schwul werden und Männer dürfen aus demselben Grund nicht stricken. Außer es passiert was? Auf einmal fangen coole Männer an zu häkeln und machen ein Geschäft daraus und andere coole Männer fangen an zu Nähen. Öffentlichkeitswirksam. Dann kann sich das ändern. Wenn Männer das machen, ist es vielleicht doch cool?
Dann heißt es, es müsse mehr Bücher von Männern für Männer geben. Reichen denn nicht die tollen Bücher, die von Frauen geschrieben wurden?
— Lotti Katzkowski (@LottiKatzkowski) 24. Februar 2015
Ach nee, doch nicht. Nicht das weibliche Handarbeiten ist plötzlich cool, nur das Männliche.
@drehumdiebolzen @LottiKatzkowski auch ein eigenes Strickbuch, nicht, dass sie nachher wie Mädchen stricken - blankes Entsetzen!!!
— Michou (@michouvintage) 24. Februar 2015
Genau wie Mütter nicht cool sind, wenn sie mit ihren Kindern auf dem Spielplatz sind, aber Väter schon.
Natürlich finde ich es gut, wenn Väter sich kümmern und Männer nähen, aber ich möchte gern, dass es selbstverständlich ist. Ich möchte nicht, dass es vorher schwul und hinterher cool ist. Ich möchte, dass es normal ist, dass es egal ist, dass es zu gleichen Teilen unwichtig und besonders ist und dass es keine Rolle spielt, ob du eine Frau oder ein Mann bist.
Von daher ist auch jeder Mann willkommen, wird aber halt von mir nicht auf einen Sockel gestellt.
— Lotti Katzkowski (@LottiKatzkowski) 24. Februar 2015
Das musste aber wirklich mal raus! Teile deinen Standpunkt 1:1.
AntwortenLöschenIch stimme dir zu! Den Artikel mit den nähenden Männern fand ich aber durchaus auch interessant und dient vielleicht dazu, mehr Männer und Jungs zu motivieren, sich zu trauen.
AntwortenLöschenAuf den Sockel muss man den Mann deswegen nicht stellen. Nur: das ungewöhnliche wird oft automatisch hervor gehoben, ich dachte darüber vor einigen Tagen nach, als ich den Artikel über Models mit Behinderung bei der New Yorker Fashion Week las.
Beruflich habe ich dieses Thema mit der Aktion "Mehr Männern in die Kitas". Große Programme (die Geld verschlingen), witzige Werbespots und Filmchen und der ganze Kiki bis zur Forderung, das der Beruf vielleicht mal besser entlohnt werden müsste, damit Männer ihn attraktiv finden. Da steigt bei mir der Blutdruck, das kann ich dir sagen! Ich finde auch, dass es für Kinder notwendig ist, dass mehr Männer in Kitas und Grundschulen arbeiten, aber diese Welle stößt irgendwie bitter auf.
Danke dass du deine Gedanken mit uns teilst und streitbar bist!
LG, Luise
Ja, da hast du recht. Letztlich profitieren Frauen ja auch davon, wenn der Beruf besser entlohnt würde, aber die Aussage dahinter ist ja: "Wenn Frauen das machen, kann es ja schlecht bezahlt sein, aber sobald Männer das machen, ist es auf einmal mehr wert." und das ist bitter.
AntwortenLöschenIch glaube, mich stört es grundsätzlich, dass das Ungewöhnliche hervorgehoben wird. Und ich möchte mir nicht vorstellen, wie eine weibliche Mechanikerin behandelt wird. Es ist doch so, dass man Frauen gegenüber eher misstrauisch ist und sie sich besonders anstrengen muss, wohingegen ein Mann als Hahn im Korb sich viel mehr Fehler erlauben darf.
Mich erinnert der Artikel über nähende Männer und die Forderung nach Büchern "von Männern für Männer" an die Sache mit dem Kochen in den 80ern, und ich hoffe das ist jetzt alles nur eine Übergangsphase. Erinnert ihr euch? In den 80ern gabs schwungweise Kochbücher für Männer, der kochende Mann war Gegenstand von Zeitungsartikeln und es wurde ernsthaft erörtert, ob Männer "anders kochen" als Frauen etc. Dann kam z. B. Kochen mit Bio ins Fernsehen, Kochen wurde cooler und interessanter und galt nicht mehr als "unmännlich" und damit nahm auch das Bedürfnis ab, kochende Männer irgendwie erklären zu müssen und denen spezielle Bücher bereitstellen zu müssen. Bestimmt kochen heutzutage in Wirklichkeit nicht mehr Leute als früher (egal ob männlich oder weiblich), aber Kochen erscheint irgendwie alltäglicher, normaler, und vor allem nicht mehr als reines, zu belächelndes Frauen-Ding. Wenn die Entwicklung beim Nähen auch in die Richtung gehen würde, wäre ich ja zufrieden, dann ertrage ich jetzt auch die zu erwartende Phase mit den "Männer nähen/stricken/häkeln anders!"-Büchern. Wenn die das brauchen, um sich erstmal ranzutasten und sich in ihrem Tun selbst zu vergewissern, meinetwegen.
AntwortenLöschenHoffentlich ist das so, das wäre ja was Positives an der ganzen Sache.
LöschenÜber all diese Sachen denke ich ja die ganze Zeit nach, warum das textile Arbeiten weiblich besetzt ist und (deshalb?) gesamtgesellschaftlich nicht so angesehen ist. Mich freut es, wenn da mehr Männer mitmachen (egal welche), kann ich auch mit leben, dass die dann erstmal herumgezeigt werden, das wird sich legen. Und dann bekommen Männer hoffentlich auch mehr Schnitte, Stoffe, Anleitungen, Blogs etc für sich, denn da ist denke ich schon ein Mangel bzgl. Männermode und Austausch darüber. Danke für das Thema!
AntwortenLöschenLG Suschna
Bravo!
AntwortenLöschenGenau so sehe ich das auch.
Vielen Dank für diene klugenb Worte. E sist längts überfällig, diese gesellschaftlich vorgeschriebenen Geschlechterrollen aufzubrechen.
Wir sind alle Menschen, egal ob Mann oder Frau. Darauf kommt es an.
Liebe Grüße,
Julischka