Sonntag, 15. März 2015

Nähkränzchen in Briefen

Hallo ihr Lieben,

wie ihr wisst, war ich schon immer eine schlechte, weil sporadische Bloggerin. Es gab Zeiten, in denen ich über einen ganzen Monat nichts geschrieben habe und Zeiten, in denen ich zu faul war, Fotos zu machen. Asche auf mein Haupt.

Ich habe schon ein paar mal darüber nachgedacht, mein Blog stillzulegen, es aber nie gemacht, weil ich mich an der Nähbloggerinnengemeinschaft weiterhin beteiligen will. Dies tu ich ab sofort nicht mehr allein, sondern gemeinsam. Ihr findet mich jetzt hier: liebefreundinnen

Freue mich auf eine neue gemeinschaftlichere Art zu bloggen.

Mittwoch, 11. März 2015

MMM #43 im Nähkränzchen-Kleid und Bielefeld-Mantel

Guten Morgen!

Hach, was war das Aufblitzen der Sonne doch schön. Da kriegt eine doch direkt jute Laune, wa?

Heute zeige ich euch endlich mein AnNÄHerungs-Projekt. Der Mantel ist seit kurz nach Bielefeld im Dauereinsatz.

Aber erst gibt es noch ein paar (unterirdisch schlechte) Bilder vom Drunter, ein Kleid, dass ich irgendwann einmal beim Nähkränzchen angefangen habe, dann nicht 100% überzeugt war und es fast fertig eine Weile in der UFO-Kiste verbracht hat. Eigentlich musste ich nur den Saum neu machen und den Reißer neu einnähen. Zum Glück habe ich jemanden, der mir ohne zu murren den Saum abpüstert und ein Reißer ist ja auch schnell genäht. Tadaa!




Die Passformmängel, die ich sehe, sieht mein Freund nicht und findet es hübsch. Und das obwohl er mich viel lieber in Hosen sieht. (Was mir manchmal sehr leid tut.)


Hier versuche ich zu demonstrieren, dass  es möglich ist, Nahttaschen mit einem Nahtverdeckten Reißverschluss zu verbinden.



Jetzt habe ich also ein neues Bettwäsche-Frühlingskleid. Da wird das bestimmt auch was mit mehr Sonne. Demnächst.

Schnitt: McCalls M6503
Stoff: alte Bettwäsche meiner Eltern


Aber erst mal wird es draußen im Wind und Schatten so getragen.


Das schöne grüne Futter aus Verl (Marc Aurel Outlet) kann man leider nur erahnen. (Weißabgleich, wer braucht schon Weißabgleich?)





Schnitt: aus Burda 09/72
Stoff: Wolle mit diagonalen "Rillen" vom Ufer

Weitere selbstgenähte Klamotten gibt es, wie jeden Mittwoch, auf dem MMM-Blog zu bestaunen.

Dienstag, 10. März 2015

Was ich an meinem neuen Arbeitgeber mag

Seit fast zwei Jahren liegt hier ein Entwurf und schmort völlig unbeachtet vor sich hin. In Anbetracht dieses völlig frustrierenden Artikels in der SZ finde ich, ich könnte ihn ruhig mal veröffentlichen.

Seit fast zwei Jahren, arbeite ich (eigentlich Friseurmeisterin) im Callcenter eines großen deutschen Onlineunternehmens und muss auch mal Lob aussprechen. Die Anfangsbegeisterung hat sich etwas gelegt, natürlich ist der Job nicht ultra erfüllend und man wird nicht reich. Auf Dauer kann es auch monoton und langweilig sein, aber ich gehe trotzdem nicht wieder ins Handwerk zurück. Gründe gibt es dafür viele und einige hatte ich vor fast zwei Jahren notiert. (Ein ganz klein wenig habe ich inzwischen korrigiert.)

Was ich an meinem Arbeitgeber mag:

"Es gibt Getränke und Obst für alle. Völlig gratis.
Der Kaffee ist Fair Trade, das Obst bio.
Der Dienstplan wird von einem objektiven Programm mit Hilfe komplizierter mathematischer Formeln errechnet, das sich so gut es geht an die Wünsche der Arbeitnehmer hält und alle wirklich gleich behandelt. Zur Not gibt es auch eine Tauschbörse für Arbeitszeiten.
Die Leute sind freundlich und meistens gut drauf.
Niemand sagt, das haben wir schon immer so gemacht. Es dürfen immer Veränderungsvorschläge gemacht werden. (Das geht so weit, dass sich ständig etwas verändert. Meistens besser mit kurzfristigen Verschlimmbesserungen.)
Ich bekomme (wenn ich will) ein Firmenticket für die Öffis günstiger als ein Abo.
Auch Leuten 50+ wird eine Chance gegeben.
Die Einarbeitung dauert so lange wie sie dauert. Am Anfang gibts Welpenschutz.
Pausen werden verpflichtend genauso eingehalten wie Arbeitszeit.
Überstunden gibt es nur freiwillig. Muss man aufgrund eines Kundengespräches mal länger bleiben, kann dies aufgeschrieben werden. ansonsten fahre ich pünktlich um Feierabendzeit meinen Rechner runter.
Alles hat seine Ordnung. Man weiß genau, zu wem man gehen muss und bekommt so schnell wie möglich eine Lösung.
Sämtliche Arbeitnehmerschutzgesetze werden eingehalten.
Datenschutz ist das A und O.
Niemand steht mit der Peitsche hinter einem. Natürlich gibt es ein transparentes Ziel, was geschafft werden sollte und regelmäßige Qualibewertungen. Liegst du drunter, gibt es ein faires Gespräch, wie man helfen könnte und ein Side by Side Coaching mit Trainerin. Auch dies findet auf Augenhöhe statt.
Regelmäßige Meetings im Team sorgen für mehr Transparenz, Verbesserungsvorschläge und Auskotzmöglichkeit.
Ist ein Feiertag in der Woche, arbeite ich nur vier Tage.
Das Gehalt ist pünktlich drei Tage vorm Monatsende auf dem Konto und der Gehaltszettel im Briefkasten.
Und das beste? Ich krieg 40% auf Schuhe und anderes.


Im Handwerk ist man solche Verhältnisse nicht gewohnt. Dort herrscht Chaos was das Zeuch hält. Dort wird sich so gut es geht nicht an Arbeitnehmerschutzgesetze gehalten und alle Veränderungen/Verbesserungen dauern immer Jahre.
Von Friseurinnen wird verlangt, dass sie morgens eher kommen und vorbereiten, Kaffee kochen, AB abhören, aufbauen, evtl aufräumen und schon mal ne Maschine Wäsche anschmeißen  und natürlich abends länger bleiben, bis alle blitzeblank und die Kasse (natürlich manuell) ausgerechnet ist. Dazu zählt unter Umständen auch das Putzen der riesigen Spiegel. Natürlich ist das keine Arbeitszeit. Als Arbeitszeit zählt nur die reine Öffnungszeit des Salons, abzüglich der Pause versteht sich. Und wenn du mal länger brauchst, weil du einen schwierigen Kunden hast. Pech.
Der Lohn ist niedrig und ab dem Monatszehnten wird vom Trinkgeld gelebt. Fällt dies weg, weil du krank bist? Pech. Für die Rente zählt es natürliuch auch nicht, geschweige denn Arbeitslosengeld oder Rente. (Da ich seit 2 Jahren raus bin, kann ich nicht beurteilen, inwiefern sich der Mindestlon geändert hat.)
Ergonomische Arbeitsplätze? Du kannst froh sein, wenn du einen Arbeitswagen zum Ablegen deines Werkzeugs zur Verfügung hast und ab und an einen Rollhocker benutzen kannst.
Apropro Werkzeug, so'ne Haarschneideschere kostet um die 150€, davon brauchst du mindestens zwei und die bringst du natürlich selbst mit.
Als Meisterin wirst du als Gesellin angestellt, weil eine Meisterin nicht benötigt wird.
Dazu kommt natürlich, dass du überall kleine Schnitthaare an dir hast, in den Klamotten, in den Schuhen, im Auge, in  der Lunge und oft sogar in der Haut steckend. Dagegen sind die chemischen Substanzen, mit denen du hantierst, ein Witz.
Natürlich solltest du dich freuen, wenn du mal zum Seminar darfst. Das machst du natürlich an deinem freien Tag.
Sollte ein Feiertag auf deinen freien Tag fallen, Pech.
Das Gehalt lässt oft auf sich warten. Du kannst froh sein, wenn du es am 5. bekommst. immerhin zahlst du gern Rücklastschriftgebühren.
Du solltest immer motiviert sein und natürlich auch an besonderen Veranstaltungen wie Messen, Feiern und Fotosessions auch mal an deinen freien Tagen unbezahlt helfen."

Natürlich werde ich auch diesen Job nicht bis an mein Lebensende machen, da er mich auf Dauer unterfordert, aber vorerst bleibe ich dort, denn mein Vertrag wurde inzwischen entfristet und ich laufe dort nicht Gefahr (wieder) einen Burnout zu bekommen.