Manche kennen es als Dreckskleid, manche behaupten, jede sollte mindestens eines davon im Schrank haben. Beim
Nähkränzchen im Januar hatten wir alle
Catherines Heidikleid an und das Kleid stand wirklich jeder. (Nur bei mir war die Passform suboptimal, da Cat an den wesentlichen Stellen besser proportioniert ist haha. Macht aber nichts, ich muss nur einfach eine Nummer kleiner nähen)
Warum viele an dem Kleid verzweifeln und es gern in die Ecke, aus dem Fenster oder in die Tonne schmeißen wollen, kann ich sehr gut verstehen, denn es hat so seine Tücken. Und auch wenn die Anleitung toll bebildert ist, kann man beim Reverskragen ganz schön ins Schleudern kommen. Deshalb habe ich mich entschlossen, die friemeligen Stellen in einer Foto-Love-Story einmal ausführlich zu erläutern. Da aber
Mema bei
Meike letztens schon
diesen wunderbaren link zu einem englischen Tutorial fallen gelassen hat, lege ich noch ein bisschen oben drauf und zeige, wie ich Paspeln in Kragen und Knopfleiste verbaue.
Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich davon ausgehe, dass jede, die das hier liest, schonmal ein Kleid genäht hat und weiß, wie man Abnäher macht, Nahtzugaben mit oder ohne Overlock versäubert und dass man immer zwischendurch mal bügeln sollte. Ich gehe hier nur ausführlich auf den Kragen ein.
Also los gehts.
Erstmal natürlich alle Schnitteile, die man braucht, ausschneiden. Hier sollte man beachten, dass die Nahtzugabe im Schnitt schon enthalten ist. Kragen, Revers und Knopfleiste werden mit Einlage bebügelt. Dann kann man auch schonmal den Kleidercorpus zusammennähen, sprich Abnäher in Vorder- und Rückenteil nähen, Vorder und Rückenteil an Schulter und Seite zusammennähen, Ärmel rein und auch den Rockteil mit Taschen an das Oberteil nähen. Wer sich so lange wie möglich vor dem Kragen drücken möchte kann auch schonmal säumen. Das alles ist auch schön bebildert in der Anleitung.
Ich werde die Knopfleiste nur ans Oberteil nähen und einen anderen Rockteil verwenden, weshalb ich erstmal nur das Oberteil zusammengenäht habe. Das sieht dann erstmal so aus.
Dann näht man die Knopfleiste an beide Seiten des Vorderteils. Bei der normalen Version sind sie natürlich ein ganzes Stück länger, bis zum Saum halt. Bei mir sind sie nur so kurz. Süß, oder?
Für das Einnähen der Paspel empfiehlt sich ein simpler Nähfuß für unsichtbare Reißverschlüsse. Damit kann man ganz nah an der Paspel nähen und die Naht wird schön gerade. Das Paspelband wird dazu mit der offenen Seite nach außen zur Nahtzugabe auf die rechte Stoffseite genäht.

Wenn man dann die Knopfleiste an das Vorderteil rechts auf rechts näht, liegt das Paspelband zwischen den beiden Stofflagen. Wenn man das Teil, auf das man zuvor die Paspel genäht hat, auf der Oberseite hat, kann man wunderbar auf der gleichen Naht nähen. Dann sieht das hinterher schön sauber aus.

Dann geht es dem Kleid endlich an den Kragen. In der Anleitung wird empfohlen zwischen den Markierungen des bebügelten Kragenteils die Nahtzugabe einzuschneiden und nach innen zu bügeln. Das mache ich auch so, damit die Kragennaht zum Nacken hin nachher nicht extra versäubert werden muss. (Meine Kragenteile sind beide bebügelt, da ich recht weiche Einlage verwendet habe. Das mit den Einschnitten kommt nachher nach innen bzw oben.)
Das Paspelband dann wieder auf die rechte Seite nähen. (Zumindest wenn man das nicht wieder auftrennen möchte, so wie ich unkonzentriertes Ding.) Hier reicht es, die Paspel nur ab der Ecke an den Kragenseiten aufzunähen, da das kurze Stück zwischen Ecke und Kragenunterseite nachher an das Reversteil genäht wird. Es empfiehlt sich, an den Rundungen das Paspelband einzuschneiden, damit es flach anliegt.
Dann kann man die beiden Kragenteile auch schon miteinander verbinden. dazu lege ich die bepaspelte Seite wieder nach oben und nähe auf der Naht wie eben. Dann werden die Nahtzugaben zurückgeschnitten, das Ganze umgedreht und schön gebügelt. Ich prüfe aber immer vorher, ob die Paspel gut sitzt, bevor ich da was abschneide. Sicher ist sicher.
Bevor es an den komplizierten Teil geht, kann man schonmal den Beleg für das Revers an der langen und der ganz kurzen Seite versäubern und bei dem kurzen Stückchen die Nahtzugabe nach innen bügeln. Das wird dann später mit der Schulternaht verbunden, damit die Innenseite schön sauber aussieht.
Dann werden an den Innenecken des Beleges und des Vorderteils Sicherheitsnähte gemacht und die Ecken eingeschnitten. Das ist ganz wichtig, damit man die Teile mit dem Kragen verbinden kann und sich hier später keine Falten bilden. Ich hab mir überlegt, dass es wahrscheinlich schlauer wäre, den Beleg auf das Vorderteil zu legen und die Innenecken wirklich identisch einzuschneiden und darauf zu achten, dass man sich an die Nahtzugabe hält. Das mache ich beim nächsten Mal, denn ganz faltenfrei ist es bei meinem komischen Plastikstoff nicht geworden. (Der hat jetzt schon ein Jahr lang Platz im Stoffregal eingenommen, der musste weg).

Jetzt kommt der Moment, dass auch ich anfange zu stecken. Wer so richtig ordentlich ist und später auch minikleinste Falten ausmerzen will, sollte an dieser Stelle ruhig heften. Und zwar folgendermaßen. Zuerst wird der Kragen mit der eingeschnittenen Seite nach oben auf die rechte Seite des Oberteils gesteckt. Dabei liegt die Ecke an der schmalen Seite des Kragens genau auf der eingeschnittenen Innenecke an der Vorderseite kurz vor der Knopfleiste. (Sorry, wer hier einen Knoten im Hirn hat, ich kann es nicht besser erklären.)
Dann wird der Beleg rechts auf rechts auf das Oberteil gesteckt. Der Kragen liegt dazwischen. Das wichtigste ist hierbei, dass die eingeschnittene Ecke des Belegs genau auf der eingeschnittenen Ecke der Vorderteils liegt. Hier stecke ich eine Nadel durch, damit ich genau den Punkt treffe.
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Der Zipfel hier rechts unten ist die Kragenecke, oben liegt das Vorderteil. |
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Kragenecke andere Seite und die Innenecke des Belegs. |
Die Stoffalten, die auf beiden Seiten entsteht falte ich flach zusammen, so dass die Falte wie ein Abnäher genau auf die Ecke zuläuft. Je sauberer die Falte von der Ecke weg zeigt, desto weniger Falten hat man nachher mit eingenäht.
Jetzt kann das ganze Ding zusammen genäht werden. Den Beleg kann man bis zur Knopfleiste runter festnähen. Sinnvoll ist natürlich auch, die Naht sauber zu nähen und sich an die Vorgabe für die Nahtzugabe zu halten. Es macht sich gut, genau bis zu der Ecke, wo auch vorher die Nadel steckte zu nähen, die Nadel drin zu lassen, den Stoff zu drehen und weiter zu nähen.
Bevor man jetzt die Nahtzugabe wegschneidet, versäubert oder overlockt, lieber erstmal umstülpen und schauen, ob man vielleicht doch noch was auftrennen muss, weil man z.B. wie ich eine Falte eingenäht hat. Sitzt alles gut, kann man versäubern, umstülpen und Bügeln.
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Von innen |
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Das andere Innen |
Jetzt noch die Naht in den Kragen bügeln und die umgebügelte Nahtzugabe feststeppen und die oberen Belegenden per Hand an die Schulternähte nähen.
Voila! So schwer war es doch gar nicht, oder?

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Ziemlich faltenfrei, oder? |
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt und ausreichend bebildert. Wer Fragen hat, stellt sie bitte. Ich werde dann versuchen, den Text zu verbessern.