Dienstag, 30. Oktober 2012

Wetter

Wie ja alle wissen, wird im Friseursalon viel gequatscht. Ich gehöre jetzt zwar nicht zu den Friseurinnen, die dir gleich die ganze Lebensgeschichte aufs Auge drücken. Ich sehe mich nicht als Alleinunterhalter. Zu einem Gespräch gehören ja immer zwei und ich kann auch gut meine Klappe halten und mich auf meine Arbeit konzentrieren. Es gibt auch sehr persönliche Gespräche und wenn man Menschen, die man mag, auf diese Weise jahrelang betreut, begleitet man sie durch ihr Leben fast wie eine Freundin. Doch die meisten Gespräche sind tatsächlich recht oberflächlicher Natur. Viel Smalltalk. Das fällt mir manchmal sehr schwer, weil mir dann irgendwie nichts oberflächliches einfällt und ich nicht jedem gleich eine politische Diskussion ans Bein binden will. Ich meine auch schonmal festgestellt zu haben, daß es dann weniger Trinkgeld gibt. ;-)
Das bedeutet allerdings auch, daß mehrmals am Tag das Wetter besprochen wird. Manchmal wundere ich mich selbst, wieviel man so über das Wetter reden kann. Erstaunlich. Und es ist eigentlich fast egal wie das Wetter gerade so ist, irgendwer meckert immer. Manchen ist es zu kalt, manchen zu heiß, die Luftfeuchtigkeit zu hoch, wieder andere sehnen sich nach einem Leben im Süden. Ich kann das ja auch alles ein bißchen verstehen, aber ich liebe, liebe, liebe Jahreszeiten!

Ich liebe es, wenn nach dem Schnee, die ersten Schneeglöckchen blühen und es langsam warm wird und alle Menschen und Tiere die Sonne genießen. Ich liebe es, wenn alle Blumen blühen und die Farben der Natur quietschen. Wenn ich jeden Tag weniger Klamotten anziehe und so langsam auch die schönen Sommerkleider aus dem Schrank krame.

Ich liebe die gute Laune der Menschen im Sommer, daß wir die Ladentür den ganzen Tag offen stehen lassen können und ich liebe es auch wenn ich in einen Wolkenbruch gerate und aussehe, als hätte ich in kompletter Montur geduscht, aber ich trotzdem nicht frieren muß. Dann lacht mein Herz!




Ebenso liebe ich es, wenn ich die ersten dicken Strumpfhosen anziehen kann, endlich wieder Mützen, Schals, Mäntel und Stiefel trage und erst recht Röcke statt praktischer Funktionskleidung vorführe. Das bißchen Grau und der Regen stört mich nicht, erst recht nicht, wenn ich mich aufs Sofa fläze und eine heiße Schokolade mit viel Sahne oder Vanilleeis mit heißen Himbeeren genieße. Dann finde ich es umso gemütlicher, wenn es draußen schon so stockduster ist. Und ich liebe es auch, wenn sich das Laub an den Bäumen einfärbt und direkt vor meiner Nase ein Blatt torkelnd zu Boden schwebt und sich Hochnebelfelder in Streifen über den hellblauen Himmel ziehen.

Und am allermeisten liebe ich es, morgens aufzustehen und zu sehen, daß es über Nacht geschneit hat. Ich liebe es, wenn mich die Sonne von oben und von unten blendet, wenn die klirrend kalte Luft die Nase einfriert. Dann ziehe ich eine Strumpfhose, eine lange Unterhose und Snowboardsocken unter die Jeans, trage jeden Tag meine leuchtende Funktions/Snowboardjacke und hinterlasse hier und da einen Engel im Schnee. Ich liebe es, wenn jede Kleidungsfarbe direkt ins Auge fällt zwischen den ganzen grau/braun/beige/schwarzen eingemummelten Gestalten und am meisten freue ich mich auf die Woche bei meinen Eltern im Sauerland, wenn meine Füße auf ein Brett geschnallt sind und ich Pirouetten auf der Piste drehen kann.

Das Einzige, das ich nicht leiden kann ist zu schwitzen, obwohl ich im Schatten stehe und ich mich nicht bewege und wenn mein Kreislauf bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht über Kniehöhe hinaus geht. Ansonsten wird man von mir nicht viel Wetterbeschimpfungen hören.

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